Am 1. Juli 1719 bestätigte Kaiser Karl VI. den Steinmetzen, Mauern, Zimmerleuten und „übrigen Handwerkern“ des Gerichtes Jagdberg mittels einer erhaltenen Urkunde die Zunftgerechtigkeit. Tatsächlich dürfte die Gründung erst am 5. Februar 1720 im Rahmen einer Versammlung nach einem Gottesdienst in Satteins erfolgt sein (vgl. den Beitrag Tschaikner, S.76 in „Satteins – Ein Walgaudorf erzählt seine Geschichte). Erst jetzt wurde etwa festgelegt, den jährlichen „Brudertag“ jeweils am ersten Montag nach dem Dreikönigstag zusammen mit allen drei Pfarrherren der Jagdberger Kirchspielsgemeinden (Pfarrgemeinden) in der Pfarrkirche St. Georg in Satteins zu feiern. Als ersten Zunftmeister wählten die Versammelten Johannes Lins und als Kerzenmeister Christa Lins aus Satteins. Die „Jagdberger Bauhandwerkerzunft“ gliedert sich in die drei Laden (Hauptlade), Schlins mit Röns sowie Schnifis mit Düns und Dünserberg. Doch bereits 1725 führte der Drang nach Selbständigkeit zu einer Loslösung von Schlins und Schnifis, wobei die Freizügigkeit für die Handwerker innerhalb des Gerichts erhalten blieb.
Aufgabe der Handwerkerzunft waren die Regelung von Rohstofflieferungen, Beschäftigungszahlen, Löhnen, Preisen, Absatzmengen bis hin zur Witwenversorgung. Ebenso wurden durch die Zunft die Ausbildung der Lehrlinge mit dem Freisprechen zum Gesellen, das Gesellenwesen mit „Wanderung“ und das Erlangen der Meisterwürde geregelt.
1806 teilte sich die Handwerkerzunft ein eine „Obere Lade“, zu welcher die Bauhandwerker gehörten, und in eine „Unter Lade“ mit den restlichen Berufsgruppen. Ursachen hierfür dürften Rivalitäten zwischen diesen Berufsgruppen gewesen sein. Dementsprechend gab es nun zwei Zunftherbergen, das Gasthaus Krone für die „Ober Lade“ und das Gasthaus Schäfle für die „Untere Lade“. Beim Brand des Gasthauses Schäfle 1907 sollen die Schriften der „Unteren Lade“ untergegangen sein.
Mit dem Beginn der Industrialisierung verloren die Zünfte and Bedeutung und Einfluss, das Ausbildungssystem geriet in die Kritik, und 1850 kam es zur Gründung der Handels- und Gewerbekammer, welche deren Aufgaben übernehmen sollte, was jedoch Widerstand hervorrief. 1959 wurden die Zwangsgenossenschaften für das Gewerbe eingeführt, 1883 der Befähigungsnachweis und der Zusammenschluss zu Fachgenossenschaften und 1907 der Genossenschaft-Instruktor. Dieser hatte die Arbeit der einzelnen Genossenschaften zu kontrollieren. Das Ausbildungswesen wurde den Zünften vollständig entzogen.
Dem zufolge trat auch in der Handwerkerzunft Satteins eine „Verflachung“ in der Bedeutung ein. 1949 wurden die beiden Laden wieder zusammengeführt. Die Handwerkerzunft Satteins wurde, wie auch die übrigen Zünfte, ein Traditionsverein, in welchem der jährliche Zunfttag, das Totengedenken mit Gottesdienst, die Zunftversammlung, die Wahl der Funktionäre, Informationen und Weiterbildung und Geselligkeit ihren Platz haben.
Der Vorstand der Handwerkerzunft hat in den letzten Jahren neben Geselligkeitsveranstaltungen auch bedeutende Persönlichkeiten als Referierende zu Themen aus der Bundes-, Landes- und Gesellschaftspolitik eingeladen und ist somit seinem Bildungsauftrag nachgekommen. Am 3./4. Jänner 1998 feierte die Handwerkerzunft ihr 300-jähriges Bestehen mit einer von Karl Mündle verfassten Jubiläumsschrift.
(Text aus „Satteins – Ein Walgaudorf erzählt seine Geschichte“ Herausgeber Peter Erhart im Auftrag der Gemeinde Satteins, 2018)
Am 07. Jänner 2023 feierte die Handwerkerzunft Satteins, in Form eines Jubiläumszunfttages, unter Zunftmeister Alfons Lins, ihr 325jähriges Jubiläum.